Geführte Wanderung dem Schwander- und Lammbach entlang
Wildbachführung zum Schwander- und Lammbach
Einblick in die Geschichte von zwei unterschiedlichen Wildbächen,
von denen der Lammbach lange zu den gefährlichsten Wildbächen
der Schweiz gehörte.
Treffpunkt: Deerfliplatz, Schwanden
Höhendifferen: 150 Meter
Wanderzeit nur Schwanderbach inkl. Erklärungen: ca .1 1/2 Stunden
Wanderzeit mit Schwander- und Lammbach: ca. 2 1/2 Stunden
Wanderbeginn: 09.30 oder 13.30 Uhr
Die Landschaftsgeschichte des Lammbachkegels
Lange Zeit war der Lammbach ein gefürchteter Wildbach, vor allem in jenen Jahren wo er ausgebrochen ist. Aus dieser Zeit sind auch die öffentlich zugänglichen Beschreibungen des Baches. Die letzte Veröffentlichung im unserem Buch „Ob ächt“ sonst gehen diese letzlich auf das Jahr 1896 zurück.
Meine Beiträge in der Schwanderziitig sind in vielen Fällen durch Untersuchungen in Form von Büchern und Broschüren dokumentiert. Die Stadt- und Universitätsbilbiothek Bern bietet hier einen grossen Fundus. In vielen Fällen sind die Bücher auf die ganze Stadt Bern, in den Universitätssachbibliotheken verteilt. So musste ich ein Buch in der Bibliothek des Geographischen Instituts in der Länggasse abholen. Dies ist eine Bibliothek in der Benutzer das Buch selbst heraussuchen muss und kann es auch selbst ausleihen. Bei dieser Gelegenheit entdeckte ich auf der Auslage, wo die neusten Ausgaben der Untersuchungen und Bearbeitungen vorgestellt werden den obigen Titel. Maike Schneider hat das Thema Lammbach umfassend als Masterarbeit an der Philosophischen-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern erarbeitet. Diese Arbeit erachte ich so vielseitig, interessant und lesenswert, dass ich Euch die Erkenntnisse von Frau Schneider weitergeben möchte. Einer der zentralen Aussagen zu dieser Arbeit dient die Erkenntnis „Um die aktuelle Situation auf dem Lammbachkegel beurteilen zu können, sowie sozio-ökonomische und natürliche Prozesse zu verstehen, ist es unumgänglich die Geschichte des Lammbachs und der Bevölkerung auf dem Lammbachkegel zu verstehen“.
Der Lammbach, als einer der sechs Wildbäche, wird seit altersher gefürchtet, hat aber dank der Eindämmung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und trotz der Ereignisse aus dem Jahr 2005 viel an seiner Gefährlichkeit verloren. Der Lammbach entspringt am Arnihacken auf über 2207 Meter und fliesst im Kienholz nach einer Länge von 5.250 Kilometer, vereinigt mit dem Schwanderbach in den Brienzersee. Er legt einen Höhen unterschied von 1600 Meter zurück. Das mittlere Gefälle im Einzugsgebiet ist mit 47% sehr steil. Der Lammbach wird gespiesen von einem Einzugsgebiet in der Grösse von 2.2 km2. Die geologische Beschaffenheit im Einzugsgebiet des Baches und auch während des Bachlaufes ist begleitet von einer Art Kalkmergel, der eine hohe hohe Verwitterbarkeit zugeschrieben wird. Die Gesteine im Lammbachgraben verwittern meistens kantig und eckig. Steinschläge und Rutschungen sind alltäglich. Seit dem Rückzug des Aaregletschers hat sich der Bach tief in diese Gesteine eingefressen und der mittlere Bachlauf wird vielfach als Schlucht wahrgenommen. Durch die heutige Situation, wo so viel Geschiebe im Bachlauf liegt wird die Abflusstätigkeit des Baches so gesteuert, dass eine Menge Wasser in diesem Gesteine versichert und unterirdisch talwärts fliesst, während oberirdisch nur ein kleiner Bach fliesst. Nach Meinung der Fachleute kann nur anhaltender Regen oder Gewitterausbrüche gleichzeitig mit Vorfällen im Bachlauf kleine bis grössere Murgäull Šnge auslösen. Aufgrund des Geschiebepotentials und der offenen Anrissflächen ist die Murgangfähigkeit des Lammbaches gleichwohl gegeben. Der Wildbachkegel der Wildbäche des Lammbach, Schwander- und Glyssibach's ist 2.5 km2 gross und um die 200 Mio m3 Geschiebe abgelagert.
Der Name Lamm deutet als altes Wort eben auf eine schluchtartige Entwicklung des Bachlaufes hin.
Die grössten Murgänge des Lammbaches ist einerseits das Jahr 1499, der das Dorf Kienholz mit Kirche und Burg ganz unter sich begrub und um die 400 Opfer forderte und ein Volumen von um 100 Mio. m3 Geschiebe ins Tal beförderte. Wahrscheinlich wurde grosse Teile des Einzuggebietes und Seitenteile des Bachlaufes zu Tale befördert. Das Dorf Kienholz war zu dieser Zeit ein blühender Handelsort mit eigener Sust. Der Brienzersee reichte damals bis zum Ballenberg hin. Der Murgang stiess den See in den heutigen Uferbereich. Nach dem grossen Murgang wurde dann die Sust an die Tracht in Brienz verlegt.
In den folgenden Jahrhunderte wurde immer wieder vom Ausbruchs des Lambaches berichtet:
Jahr Geschiebemenge Schäden
1499 100 Mio m3 Kienholz ganzes Dorf
1797 500'000 m3 37 Häuser Schwanden (Lammbach und
Glyssibach gleichzeitig)
1824 200'000 m3 Grosse Schäden
1840 Keine Angaben Grosse Schäden
1847 Keine Angaben Grosse Schäden
1860 Keine Angaben Überführung Schuttkegel
1864 Keine Angaben Teile der Schwander Louwenen überführt
1867 Keine Angaben Überführung Fussweg Lamm
1869 70'000 m3 Überführung Sportplatz Geissweid
1870 Keine Angaben Grosse Schäden
1873 120'000 m3 Grosse Schäden
1878 70'000 m3 Überflutung Lammbachkegel
1881 2x = 90'000 m3 Grosse Schäden
1884 70'000 m3 Zerstörung des Gebietes Schwand
1886 20'000 m3 Zerstörung der Leitdämme
1887 Keine Angaben Im Kienholz Häuser zerstört
1889 1'000'000 m3 Bergsturz „In den Brichen“
1992 Keine Angaben Keine Schäden
1894 70'000 m3 Schadensummer Fr. 16'000.—
1896 3x = 600'000 m3 Häuser im Kienholz überflutet und zerstört
1897 Keine Angaben Verkehrsstörungen
1898 Keine Angaben Bahnlinie überführt
1899 Keine Angaben Geringe Schäden
Der letzte grosse Ausbruch des Lammbachs vor 1896 war im Jahre 1797. In diesem Jahr, nach sehr starken Niederschläge brachen alle drei Wildbäche aus und vereinigte sich im Dorf Schwanden. 32 Häuser wurden zerstört. Aufgrund dieser Verwüstung durch den Lammbach wurde vorgeschlagen, das Dorf Schwanden aufzulösen und die Bewohner in andere Gemeinden unterzubringen. Einige der Bewohner zogen es vor, Ihre Häuser nach Oberschwanden zu zügeln. Aber viele Bewohner wollten Ihre Heimat nicht verlassen und bleiben in Schwanden. Als Erkenntnis aus diesem Murgang war die Einführung einer Tagwerktelle, die entweder abgearbeitet oder abbezahlt werden konnte.
Die Bewohner der Gemeinden Schwanden, Brienz und Hofstetten warenn alle Kinderreich und arm. Das nutzbare Land war in kleine Parzellen aufgeteilt und war nicht sehr fruchtbar. Die Behörden setzten alles daran, dass die Bewohner nach Amerika auswanderten. Die der Eröffnung der Schifffahrt auf dem Brienzersee entstand eine neue Zeit, der vermehrt Einkommen in diese Region in einem guten Sinne weiterentwickelte. Im Jahre 1871 wurde von der Gemeinde Schwanden veranlasst, dass man den Lammbachkegel urbarisiert und von Steinen entfernte. Je weniger der Bach überführte, je mehr Kulturland konnten die Bewohner nutzen.
Gleichzeitig wurden immer mehr bauliche Massnahmen zum Schutze gegen die Wildwasser getroffen, Zuerst von Privaten, dann auch von den Gemeinden und ohne die Unterstützung durch den Kanton waren keine erfolgversprechende Massnahmen zu treffen.
Der riesige Murgang im Jahre 1896, der bis ins Kienholz und dort einige Häuser zerstörte war der Wendepunkt im Verbauen des Lammbaches. Eine riesige Menge von Geschiebe, man spricht von bis zu 700'000 m3 Geschiebe zerstörte auch alle bestehenden Verbauungen. Die Bachsole wurde um 15 Meter vertieft. Verschiedene Faktoren halfen mit die gesamt Problematik als ganzes an zu sehen und Massnahmen zu treffen, die eine erfolgreiches Verbauen des Lammbaches zur Folge hatte.
Unmittelbar nach der Katastrophe wurde mit der Planung einer umfassenden Sanierung des Laufes des Lambaches an die Hand genommen. Wichtiges Anliegen war die Reduktion des Gefälles. So wurde im Bachlauf des Baches verschiedene zum Teil sehr grosse Sperren erstellt um dem Bach die Dynamik zu nehmen. Im Unterlauf des Lammbaches und auch des Schwanderbaches wurden Seitenleitdäull Šmme aufgebaut.
Die Einsicht, dass die ganzen Hänge der Brienzer Wildbäche beinahe Waldlos war und den Abfluss des Regenwassers negativ beinflusste. Mit dem Forstgesetz aus dem Jahre 1876 wurde die Grundlage geschaffen, dass die Waldwirtschaft wieder aufgebaut werden konnte. Hier wurden sehr grosse Anstrengungen unternommen und wir dürfen heute das Resultat bewundern.
Die Verbauungen bewirkten, dass der Lammbach nicht mehr überführen konnte und dadurch konnte sich die Gemeinden Brienz und auch Schwanden ungeahnt entwickeln. Daraus entwickelt sich ein wachsender Raumanspruch, der sich dann auf dem Lammbachkegel oder allen Bachkegeln ausdehnte. Durch die Verbauungen wurden die Menschen geschützt und fühlen sich in Ihrem Zuhause eigentlich sicher.
Fredi Sommer