Geführte Wanderung dem Glyssibach entlang
Glyssibach nach dem Unwetter 2005(Führung
vom Gemeindehaus Brienz zum Ausleitbauwerk)
Eindrücke über die Wirkung des Wassers.
Die Verbauungen aus neuer und älterer Zeit.
Informationen über die Bevölkerung und deren
Umgang mit den Wildbachgefahren.
Treffunkt: Deerliplatz Schwanden bei Brienz oder
Gemeindeverwaltung Brienz
Höhendifferenz: 150 Meter
Wanderzeit inkl. Erklärungen: ca. 2 ½ Stunden
Wanderbeginn: 09.30 oder 13.30 Uhr
Interessantes vom Glyssibach aus der Schwanderziitig 16/2009
Schwanden steht vor dem grössten Bauvorhaben auf Gemeindegebiet, seit es Schwanden gibt. Eigentlich sind es zwei Bauvorhaben, die aber als Einheit gelten. Sie bestehen einerseits aus dem Rückhaltedamm bei Untersitsch und andererseits aus dem Ausleitbauwerk im Bachbett des Glyssibachs. Als erstes wird der Bau des Rückhaltedamms in Angriff genommen.
Durch seine Grösse werden ernorme Mengen an Material, vorwiegend Kies und Steine erforderlich sein. Die berechnete Menge des benötigten Materials beträgt an die 90'000 m3 Kies, was einem Volumen von 6'000 Lastwagenladungen entspricht.
Dieser Kies wird zum grössten Teil aus dem Geschiebe des Glyssibachs selbst entnommen, sei dies im Bachdelta beim See oder oberhalb der Bachschale, der künftigen Dosierstrecke. So muss als erstes eine Baupiste erstellt werden. Diese füull ührt von der Schale dem Bachlauf entlang, vorbei an den Ablenkdämmen zur Glyssenbrücke und weiter durch den Wald nach Untersitsch. Hier wird das Material zwischengelagert und auf die Eignung geprüft oder direkt eingebaut. Eventuell muss das anfallende Kies oder Geschiebe noch behandelt werden.
Damm wird so konstruiert sein, dass er als erstes der Ableitung von grossen Geschiebemengen aus dem Glyssibach standhalten kann. Er muss die Geschiebemengen aufnehmen können sowie dem Druck des Murgangs mit seinen grossen Felsblöcken standhalten. Auch das Überschwappen einer schnell fliessenden Mure muss er verhindern. Eine weitere Anforderung wird darin bestehen, auch grössere Felsabbrüche aus der Schwanderflue aufzunehmen. Der Damm sollte ebenfalls gegen die natürliche Erosion auf Jahrzehnte hinaus geschützt sein. All diese Anforderungen verlangen von den Baufachleuten einen sehr hohen Qualitätsstandard des Bauwerkes.
Dieses Bauwerk ist eines der ersten, das all diese verschiedenen Anforderungen erfüllen muss. Darum wird beim Bau darauf geachtet, dass jeder Bauschritt den Vorgaben entspricht und entsprechend überprüft wird. Die erste Schicht von Kies wird mit dem gewachsenen Boden verzahnt. Dann werden jeweils Schichten von 30 – 50 Zentimeter aufgefüllt und nach genauen Vorschriften komprimiert und verfestigt. Der Rückhaltedamm ist in seiner gesamten Länge nicht überall gleich breit, sondern wird aufgrund der wasserbaulichen Versuchen unterschiedlich konstruiert. Die Höhe des Rückhaltedammes wird 15 Meter betragen. Auf der Krone wird eine zwei Meter breite Fahrstrasse eingebaut. Die Länge des Dammes beträgt 225 Meter und reicht von der Schwanderflue zum Glyssibach.
Der Rückhaltedamm, respektive das Gelände davor wird so ausgelegt, dass er bei einer Ausleitung das Geschiebe auffangen und das Wasser, wieder dem Bachlauf (ca. 10% der Geschiebemassen) zuleiten kann. Den Berechnungen zu Folge würde 1/3 der Geschiebemassen zwischen Ausleitbauwerk und Rückhaltedamm abgelagert und 2/3 des Materials unmittelbar beim Damm.
Die dem Berg zugewandte Seite muss daher gegen die Erosion besonders geschützt werden. Hier ist ein Blockwurf vorgesehen. Auf der Südseite wird eine Hangsicherung eingebaut und nach dem Bau entweder mit Buschwerk bepflanzt oder als Weide für Kleinvieh verwendet. Nicht zu verachten wäre das Pflanzen von Weintrauben für einen hervorragenden Schwander Wein. Die klimatischen Bedingungen wären dazu geeignet. Es dürfen keine Bäume gepflanzt oder geduldet werden, damit deren tief greifenden Wurzeln das Bauwerk nicht schädigen.
Man hofft, dass dieser Rückhaltedamm innert 1 1/2 Jahre fertig gestellt werden kann. Nach dem Bau dieses Grossprojektes würde sich die rote Zone von Schwanden verabschieden. Erst jetzt kann das zweite Grossprojekt, das Ausleitbauwerk, im Glyssibach fertiggestellt werden. Davon mehr in einer der nächsten Ausgabe der Schwanderzitiig.
Fredi Sommer
Informationen vom Glyssibach aus der Schwanderziitig 20/2009
Bob Dylan der Folksänger aus Amerika hat im Jahre 1961 ein Lied veröffentlicht, das weltweit zu einem Hit wurde und noch heute vielen bekannt ist. Er hat in diesem Lied unter anderem ein Thema beschrieben, dass ich Euch in dieser Ausgabe vorstellen möchte:
How many years can a mountain exist
Till it is washed to the sea
oder
Wie viele Jahre kann ein Berg bestehen,
bevor er ins Meer gewaschen ist.
Im Falle des Glyssibaches wird der Berg nicht ins Meer gewaschen, sondern in den Brienzersee. Wie bei der Natur üblich, geht dies stetig, fast unbemerkt. Nur in besonderen Situationen oder Ereignissen werden solche Mengen verfrachtet, dass sich diese über den Bachlauf hinaus auf das angrenzende Land ergiessen. Im Verlauf der Erdgeschichte sind diese Ereignisse etwas Alltägliches und sind der Welt normaler Lauf.
Stellen wir uns vor, wie sich unsere Landschaft vor 10'000 Jahren dem Beobachter präsentierte. Es war die Zeit, als sich der Aaregletscher aus unserem Tal zurüull ückzog.
Er hinterliess viel Schutt und Moränen. Mit Messungen kann man feststellen, wie dick das Lockergestein von der Oberfläche bis zu dem anstehenden Felsen ist. Leider war diese Frage bei den Lammbach-, Schwanderbach- und Glyssibachkegeln noch kein Thema. Aber aufgrund von Untersuchungen in Meiringen wurde festgestellt, dass sich der Fels im Aareboden bei 400 Metern unter dem Talboden befindet. Es ist darum anzunehmen, dass sich im Kienholz eine ähnliche Situation wie in Meiringen ergeben hat. Der Aaregletscher hat sich über den Ballenberg hinweg in die Tiefe geschliffen und den Felsen auf sehr tiefem Niveau freigelegt. Nach dem Rückzug des Gletschers füllten sich nun diese etwa 400 Meter tiefen Runsen und Flächen mit Geschiebe, Felssturzmaterial und dem Erosionsmaterial aus den Wildbächen bis in unsere Zeit langsam auf.
Das Geschiebe des Glyssibachs trug wesentlich zur Bildung des heute stark besiedelten Schuttkegels bei. Auf der Westseite, gelenkt von der Sitschenen Erhebung, war der Glyssibach vorwiegend im Bereich des heutigen Dorfkerns Schwanden aktiv. Während langer Zeit floss er und brachte seine Schuttmassen Richtung Schwander- und Lammbach. Erst Bergstürze und massive Geschiebablagerungen zwangen den Bach in das heutige Bett. Die Geschiebeflächen begrünten sich in der Folge recht schnell und konnte bald auch landwirtschaftlich genutzt werden.
Der Glyssibach bringt nur Geschiebefrachten zu Tale, wenn es heftig regnet oder im Einzugsgebiet Gewitterregen niedergehen. Kleinere bis mittlere Niederschläge bringen nur Sand, Kieselsteine und Steine mit sich. Nach Beobachtungen verfrachtet der Bach Geröll in so genannte Taschen, d.h. die Ablagerungen erfolgen nicht regelmässig, sondern immer nur in einer Länge von 20 – 30 Metern. Beim nächsten Gewitter oder Regen werden diese Taschen überfahren und/oder weiter talwärts in gleicher Art und Weise abgelagert. Nur bei sehr starken Niederschlägen wird das gesamte Material durch die Bachschale in den See hinunter gespült. Man sagt, wenn in der Oberen Urseren ein Gewitterregen niedergeht, sei das Regenwasser in 20 Minuten im See.
Von 1968 bis 1986 und von 1997 bis 1999 wurden die Schuttmengen, die vom Glyssibachdelta weggeführt wurden registriert und in einer Statistik erfasst. Mit der Rechnung eines durchschnittlichen Geschiebeanfalles in den Zwischenjahren wurde ein Geschiebeanfall von 1968 bis 2004 mit ca. 84'000 m3 (Ø 2270 m3/Jahr) registriert. Im Jahre 2005 wurden allein ca. 70'000 m3 an Geschiebe freigesetzt, beinahe soviel wie während 37 Jahren zusammen.
Interessantes vom Glyssibach aus der Schwanderziitig 19/2009
Als Korrespondent der Schwanderzitiig habe ich Euch bisher bekanntes und weniger bekanntes vom Glyssibach berichtet. Das Unwetter am Glyssibach im Jahre 2005 wurde in verschiedenen Publikationen beschrieben und bearbeitet. Ein Lied, das dieses Unwetter beschreibt fehlt noch. Zu der Melodie des wundervollen Songs von Rhonda Vincent „I'v Forgotten You“ habe ich einen Text mit dem Titel „Dr Wiudbach“ verfasst. Ihr könnt Euch das Lied auf der Webseite www.fredisommer.ch anhören.
Dr Wiudbach, Music Rhonda Vincent, Lyrics Fredi Sommer
Gsesch Du dert die schwäre schwarze Rägewouche am Grat na cho
Itz fads afa rägne, schwäri grossi Tropfe u no meh
Es schiint nümme wöue z'höre es rägnet unändlech lang
D Bäch u Flüss chöme mächtig gross derhär
D Bäch und Flüss chöme mächtig gross derhär,
mir chöi nüt dr gäge unternäh
Chorus:
We de so über e See ab luegsch, das macht di frei
Im Wasser spiegle d'Bärge i aune Farbe uf däm
türkis Grund
Aus isch wie verzouberet u zum Griffe nach
Aus Schlimme isch verbi, es fad wieder aus vo vore a
Aus Schlimme isch verbi, es fad wieder aus vo vore a
Es rägnet u rägnet, dr Bach chunt höch u bringt viu Schutt
Mir müesse ga, er schwemmt üs schüsch no furt
Es rumplet u rumoret die ganzi Nacht, mir gseh nümme meh
Dr Morge chunnt ziitig, s isch nümm so wies mau
isch gsi
Dr Morge chunnt ziitig, s isch nümm so wies mau
isch gsi, nei, nei, nei, nei
Chorus
D' Schäde ud's Leid si unermässlich, es het aus zuedeckt.
Aber gömers aui a u sorge derfür, dass d' Sunne
wider schiint.
Vili frömdi Lüt si cho häufe, was für nes Gfüel
Näme mers i'd Hand u packes itz a wie ging
Näme mers i'd Hand u packes itz a wie ging,
wöus so am beschte isch, ja, ja, ja, ja
Chorus
Ds Unglück isch verb ud, ds Wasser plätschert
über d' Steine
Gsesch wie itz wie d' Ching am Wasser so Fröid hei
Di Grosse sitze gmüetlech am Ufer rede und
hei fun
Au si glücklech u zfride. ds Läbe isch wieder da
Au si glücklech u zfride. ds Läbe isch wieder da,
ja ds Läbe isch wieder da
Chorus